Interview mit Jochen Borchert 

Jochen Borchert im Interview mit www.natur-und-mensch-politblog.de

 

„Lösungsdruck zwischen Agrar- und Umweltpolitik“

Havixbeck, 02. August 2021: Der ländliche Raum wird nach Auffassung des früheren Landwirtschaftsministers Jochen Borchert als ruhiger und ungestörter Arbeits- und Wohnort an Attraktivität gewinnen, wenn wir überall über leistungsfähige Internet- und WLAN-Verbindungen verfügen. Dass viele Menschen jetzt weiter im Homeoffice arbeiten wollen, berge Chancen für den ländlichen Raum. Das äußerte Borchert in einem Interview mit dem neuen Meinungs- und Kommentarblog der Stiftung natur+mensch, die er seinerzeit als Präsident des Deutschen Jagdverbandes gegründet hat. In dem Blog erscheinen Kommentare, Interviews und Beiträge namhafter Journalisten, die die Stiftung gewinnen konnte, um Themen zur Entwicklung des ländlichen Raumes stärker in die politischen Diskussionen einbeziehen.

Borchert weiter: Flankiert werden müsse die Entwicklung der ländlichen Regionen von Strukturmaßnahmen wie Digitalisierung, Verkehrsanbindungen und einer besseren medizinischen Versorgung. Borchert: „Ich glaube, dass man auf Bundesebene erkannt hat, dass mehr für den ländlichen Raum getan werden muss. Entscheidend ist aber, wie die Bundesländer ihre Mittel einsetzen. Hier ist die Situation sehr unterschiedlich. In NRW habe ich den Eindruck, dass die Landesregierung die Notwendigkeit und die Bedeutung erkannt hat.“

Er wendet sich gegen Bestrebungen, auf Bundesebene das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium zusammenzulegen. Vieles deute darauf hin, dass es nach der Bundestagswahl eine schwarz-grüne Bundesregierung geben werde. Der Einfluss der Grünen auf die Agrarpolitik werde damit größer. Es gebe Felder, auf denen dies zu Konflikten führen werde, aber auch Felder, auf denen die Übereinstimmung groß ist. „Wir brauchen dringend Lösungen für die Konflikte zwischen Umwelt- und Agrarpolitik, wenn wir die weitere Entwicklung der Landwirtschaft in Angriff nehmen wollen.“

Link: „Wir brauchen neue Prioritäten“ (Interview Borchert Teil 1)

Borchert-Kommission und Tierhaltung:

Zu den Ergebnissen der von der Bundeslandwirtschaftsministerin einberufenen und von ihm geführten Borchert-Kommission - Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung sagt er in dem Interview u.a.:

„Unsere Machbarkeitsstudie zeigt, dass die Empfehlungen umsetzbar sind. Ich hätte mir politische Entscheidungen im Parlament noch vor der Bundestagswahl gewünscht, aber wir sind trotzdem weit gekommen. Nach der Wahl wird das Thema sicherlich nicht wieder zu den Akten gelegt.“ Angeheizt worden sei das Thema zusätzlich durch die Ankündigung von Aldi, bei Frischfleisch demnächst nur noch Angebote aus den Tierwohl-Ställen (Stufe 3 und 4) zu berücksichtigen. Entscheidend werde die Frage der Finanzierung der Umstellung sein. Die Folgenabschätzung und auch die Machbarkeitsstudie hätten bestätigt, dass unsere Vorschläge – Verbrauchssteuer oder Mehrwertsteuer - umsetzbar seien. „Ohne eine staatliche Finanzierung werden Landwirte in einer kaum zu überschauenden Marktentwicklung aber die erforderlichen Investitionen nicht vornehmen und auch die höheren Produktionskosten nicht tragen können.“

ASP-Bekämpfung und Folgen:

Borchert sieht Erfolgsaussichten, gegen die ASP vorzugehen. Voraussetzung sei das weitere konsequente Vorgehen der Behörden und die Mitwirkung der Jägerschaft bei der scharfen Bejagung der Wildschweinbestände. „Dass wir eine Chance zum Erfolg in der ASP-Bekämpfung haben, zeigt die Entwicklung in Tschechien. Dort wird wirksam vorgegangen, die Bestände werden weiträumig scharf bejagt. Für die Fundräume werden die Zugangs- sowie Jagdverbote mit hermetischen Abriegelungen konsequent umgesetzt. Elektrische Zäune um die groß definierten Fundflächen und chemische Bodenbehandlung zeigen Wirkung. So kann ASP eingegrenzt und vielleicht sogar davon befreit werden. Hier hilft auch der enge Austausch unserer Behörden mit den Nachbarländern.“

Link: Lösungsdruck im Konflikt zwischen Agrar- und Umweltpolitik (Interview mit Jochen Borchert Teil 2)

Informationen zum neuen Blog www.natur-und-mensch-politblog.de der Jägerstiftung natur+mensch:

Das journalistisch geprägte Informationsportal www.natur-und-mensch-politblog.de liefert  jetzt regelmäßig und täglich aktuell journalistische Beiträge mit Fakten und Meinungen zur Zukunft des ländlichen Raumes. Herausgeber ist die Jägerstiftung natur+mensch. Sie hat zusammen mit einigen erfahrenen politischen Autoren ein Konzept entwickelt, das entsprechende Themen sachlich, verständlich und meinungsfreudig aufgreift.

Nach den Wahlen zum Bundestag und folgenden Landtagswahlen in das nächste Jahr hinein wird es nach Einschätzung der Stiftung basierend auf viele Prognosen zu politischen Farbveränderungen kommen. Dem werden Themenverschiebungen und neue Schwerpunktsetzungen durch neue Regierungen und Parlamente folgen. Schon jetzt zeigen sich politische Veränderungen und grundsätzliche Strömungen, die im ländlichen Raum Fragestellungen, Diskussionen und auch und Widerstände auslösen. Themenbereiche wie z.B. Umwelt, Landwirtschaft & Naturnutzung, Abbau von Strukturschwächen werden neu justiert – teilweise mit gravieren Auswirkungen auf die ländlichen Räume. Ernährung oder Erholung – wofür sind die ländlichen zukünftig Räume da, wie nehmen sie am Fortschritt teil und wie werden sie entwickelt? Auf diese Fragen geht diese Kommunikation ein. Sie zielt auf eine Akzeptanz der genannten Themen in Politik und Öffentlichkeit. Sie soll Brücken bauen im Verständnis zwischen urbanen und ländlichen Gesellschaften.

Die täglich erscheinenden Beiträge werden wöchentlich zusätzlich in einem Newsletter zusammengefasst und interessierten Leserinnen und Lesern zugestellt.

Redaktion: Jürgen Wermser und Jost Springensguth

Herausgeber und V.i.S.d.P: Stiftung natur+mensch, Geschäftsführer: Marco Leinz

 

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PRESSEMITTEILUNG_natur_und_mensch_Politblog_August.pdf